Limassol

13. Januar 2015

Limassol –  Leymosun

Von touristischem Interesse ist Limassol (166.000 Einwohner) vor allem als Ausgangspunkt für Fahrten in den Troodos bzw. zu den antiken Stätten der Umgebung. Für einen längeren Badeaufenthalt sind Orte wie Agia Napa und Pafos sicher besser geeignet.

Nach der türkischen Invasion strömten zahlreiche Flüchtlinge in die Handelsstadt. Dieser plötzliche Wachstumsschub entfesselte eine ungezügelte Boden- und Bauspekulation, mit der Stadtplanung und Infrastruktur nicht Schritt halten konnten. Die Neubauzeile, die der Altstadt den Blick aufs Meer versperrt, nennen die Einheimischen nur The Wall. Davor verläuft eine vierspurige Rennbahn. Mühsam und aufwändig musste sich Limassol seinen verbauten Meerzugang neu schaffen. Auf aufgeschüttetem Land wurde ein Grünstreifen mit jungen Palmen angelegt, der inzwischen zu einem schönen Uferpark mit frecher junger Kunst herangewachsen ist. Demnächst soll auch das Gebiet des Alten Hafens saniert und dieser zu einer Marina umgebaut werden.

Die Odos Anexartisias, Limassols Hauptgeschäftsstraße, ächzt unter der Last des Verkehrs. Wer die Auslagen der Modegeschäfte genauer betrachtet, bemerkt die Nähe zum Orient. Gerade die schickeren Gewänder könnten so auch in den Schaufensters Kairos oder Beiruts hängen, unterscheiden sich aber beträchtlich von der Mode Mitteleuropas. Volkstümlicher und mit viel Flair ausgestattet ist dagegen tagsüber das Basarviertel um die Markthalle mit seinen Werkstätten und Kleinhändlern.

Limasol

© Bild by Paolo Antypas/flickr.com – (CC BY-SA 2.0)

Geschichte Limassol

Für zyprische Verhältnisse ist Limassol eine junge Stadt. Sie wurde im 5. Jahrhundert unter dem oströmischen Kaiser Theodosios II. gegründet, nachdem ein Erdbeben das benachbarte Kourion zerstört hatte. Bronzezeitliche Gräber und die im Vorort Komissariato freigelegten Reste eines antiken Tempels belegen allerdings, dass die Gegend schon vorher besiedelt war. Im 7. Jahrhundert bekam Nemesos, wie Limassol damals hieß, seinen eigenen Bischof, im 11. Jahrhundert die erste Stadtmauer. Am 12. Mai 1191 heiratete Richard Löwenherz in der Burg von Limassol seine navarrische Braut Berengaria, deren Geiselnahme durch Isaak Komnenos den Anlass für das Zypernabenteuer der Kreuzritter geliefert hatte. Hundert Jahre danach ließen sich die aus Palästina vertriebenen Templer hier nieder. Mit dem päpstlichen Bannfluch (1312) traf den Ritterorden auch die Enteignung – Burg und Stadt gingen an die Lusignan über. König Janus vermachte sie den Johannitern, die zuvor schon die Ländereien der Templer „geerbt“ hatten.

Naturkatastrophen und Plünderungen durch Genuesen, Mamelucken und Türken haben alle Spuren der fränkischen Zeit ausgelöscht. Erst unter den Briten, die den guten Hafen zu schätzen wussten, erholte sich die Stadt von den ihr zugefügten Schlägen.

Sehenswertes in Limassol

Burg mit Museum des Mittelalters: Über die Jahrhunderte vielfach verändert ist diese Burg, in der Richard Löwenherz seine Berengaria ehelichte. Die Grundmauern reichen bis in die byzantinische Zeit zurück. 1525 ließ der venezianische Gouverneur einen Teil der Befestigungen schleifen, um dem alteingesessenen Adel eine mögliche Fluchtburg zu nehmen. Sein heutiges Aussehen verdankt das Kastell wesentlich den Osmanen, die hier zuletzt ein Gefängnis eingerichtet hatten. In den Gewölben orientieren Fotos über die Burgen und Kirchen des Landes; dazu eine Sammlung alter Grabsteine und –platten, schließlich Kleinfunde und eine Ritterrüstung. Als seit vielen Jahren einzige „Neuerung“ wird das Skelett eines Erschlagenen gezeigt, dessen Knochen man aus dem Stadtwall von Nikosia barg – vermutlich, so belehrt uns die Tafel, ein Opfer der türkischen Invasion von 1570. Diese Präsentation ist kein Beitrag zur nationalen Versöhnung.

Carob Museum: Hinter der Burg wurde in einem Lagerhaus eine frühere Johannisbrotmühle restauriert. Das Technikmuseum dümpelt und staubt vor sich hin, seit seine Hauptattraktion, eine Multimedia History Show, geschlossen wurde. Man darf gespannt sein, was draus wird.

Palia Gonia: Im Viertel um die Burg herum wohnten und arbeiteten bis 1974 die türkischen Zyprer. Dieser Stadtteil hat sich noch seinen Charme bewahrt und wird nur schleppend herausgeputzt – manche zögern, in Häuser zu investieren, die möglicherweise am Tage X ein verschollen geglaubter türkischer Alteigentümer für sich reklamiert. Die politisch Verantwortlichen waren lange unentschlossen, ob sie das Quartier planieren oder nach dem Vorbild von Nikosias Laiki Gitonia herrichten sollten. Ein neuer Straßenbelag, romantisierende Lampen und andere Verschönerungen der öffentlichen Flächen haben, zusammen mit der großzügig geförderten Renovierung privater Gebäude, die Altstadt wieder attraktiver gemacht. Das Haus des Hadji Ibrahim Aga an der Nordwestecke der Kreuzung Irini- und Ankara-Straße ist mit seinem Erker ein gutes Beispiel für die gehobene Wohnarchitektur der osmanischen Zeit.

Gegenüber hat George Fylaktou ein gelungenes Beispiel gesetzt und einen alten Han (Herberge) in eine Ladenpassage umgebaut. Ansonsten findet der Besucher ein pittoreskes Nebeneinander von Verfall, renovierten Altbauten und neuen Betonschachteln vor. In der 1906 errichteten Cami Kebir, der Großen Moschee, beten arabische Muslime. An dieser Stelle stand in byzantinischer und fränkischer Zeit eine Bischofskirche; Fundamente der Apsiden wurden in der Gasse auf der Ostseite der Moschee freigelegt.

Südöstlich der Moschee ist das türkische Bad zu entdecken. Nach der Flucht der Türken geschlossen, diente es als Drehort für die Massageszenen des Softpornos „Black Emanuelle“ und als Boxschule. Heute ist es wieder seiner alten Bestimmung zugeführt. Die alte Markthalle dient inzwischen als Theater.

Sea Sponges Centre: Der in einem alten Lagerhaus eingerichtete Laden ist zugleich eine Sehenswürdigkeit. Alles dreht sich hier um natürliche Schwämme, die wir hier in vielerlei Formen, Farbschattierungen und Größen sehen. Dazu eine alte Taucherausrüstung und Bilder von der Schwammtaucherei anno dazumal.

Archäologisches Museum: Funde aus Sotira, Amathous und anderen Orten der Umgebung. Frühgeschichtliche Keramik, hellenistische und römische Kleinplastik. Besonders stolz ist man auf einen Sarkophag, der in den Ausgrabungen in Amathous entdeckt wurde. Interessant sind die Terrakottamodelle mit Szenen aus dem täglichen Leben, wie etwa zwei Figuren, die Brotteig kneten, eine Badeszene, dazu die Statue des gnomenhaften Bes, eines ägyptisch-mesopotamischen Gottes.

Museum für Volkskunst: Wer sich für alte Trachten, Truhen und Bauernmöbel, für Webstühle, handgewebte Stoffe, Stickereien und Schmuck interessiert, kommt hier auf seine Kosten.

Weinkellereien und Destillen: Limassol ist das Zentrum der griechisch-zypriotischen Getränkeindustrie. Die größeren Unternehmen, alle im Westen der Stadt, bieten Betriebsführungen an – anschließend Probe mit Kaufgelegenheit. Bei KEO, wo neben dem Commandaria auch gewöhnlicher Wein, Bier, Sherry und Hochprozentiges produziert werden, beginnen die englischsprachigen Führungen gewöhnlich morgens um 10 Uhr.

Zoo: Am anderen Ende der Stadt kann man im Zoo neben traurigen Löwen, neurotischen Affen und Geiern, die ihren kahlen Hals trübsinnig aus dem Federkragen recken, auch Mufflons (die Wappentiere Zyperns) beschauen. Sichtlich verstört, ihre Bewegungen ohne jede Eleganz, wirken sie wie ihre Leidensgefährten eher Mitleid erregend. Aus ihrem traurigen Zooleben verschieden und hoffentlich in den Tierhimmel gekommen sind das Dromedar und jener Waschbär, der in der Verwirrung des Gefangenendaseins seinen Futternap als Toilettenschüssel zu missbrauchen pflegte. Auch die Elefantendame Julie, eigentlich ein Herdentier, wurde nach Jahren ohne Artgenossen, ohne Wasserbecken, ohne auch nur ein Stück Holz zum Spielen, von ihrem Leben durch den Tod erlöst. Limassols Zoo ist ein Trauerspiel. Besser, man belässt es beim Besuch des Dinoparks. Dort sind die Statisten allesamt aus Pappmaschee.

Städtische Kunstgalerie: Gehen Sie lieber, besonders wenn Sie Interesse an Kunst und Architektur haben, vom Zoo die Uferstraße noch einen Block stadtauswärts zur Städtischen Kunstgalerie – eine strahlend weiße Villa im levantinischen Art Deco, die durch ein kleines Wunder nicht der Abrissbirne zum Opfer fiel.

Baden und Sport

Im Stadtbereich gibt es einige kleine, von Wellenbrechern geschützte Strände. Im Osten der Stadt zieht sich etwa 10 km bis hinter Amathous ein schmaler Streifen dunkelbrauner Sand – das Strandbad Dassoudi ausgenommen lädt das Ufer aber nicht zum Baden ein. Schöner sind die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Strände Governor´s Lady Mile´s und Kourion. Empfehlenswert ist der Governor´s Beach mit seinen schneeweißen Klippen und „Badenischen“ sowie kleinen bis größeren Buchten. Er ist mit Tavernen, einigen Ferienwohnungen du den üblichen Utensilienverleihern erschlossen. Die Aussicht nach Osten trüben eine Fabrik und das Kraftwerk. Gen Westen schließt sich eine Kette kleiner Buchten an, die nach den hellen Felsen White Rock´s genannt werden. Als inoffizieller Nacktbadeplatz wird diese Küstenpartie gern von FKK-Anhängern und Voyeuren besucht, die einen unten auf einem Sand-Kies-Gemisch zwischen angeschwemmtem Plastikmüll und Teer lagernd, die andern mit Feldstechern oben auf den Klippen lauernd.

Lady Mile´s Beach, gen Südwesten auf britischem Gebiet gelegen (gelegentliche Kontrollen, Ausweis mitnehmen!), ist ein weitläufiger Strand mit einfachen Tavernen. Der flach auslaufende, mit Wellenbrechern geschützte Strand ist keineswegs ein Frauenbad und genießt auch unter den Kamiakas, den zyprischen Papagalli, keinen herausragenden Ruf, da er von Ausländerinnen nur wenig besucht wird. Der Name geht vielmehr auf einen britischen Major zurück, der hier mit seinem Pferd „Lady“ auszureiten pflegte.

Ein langer Sand-Kies-Strand liegt schließlich unterhalb der Ruinen von Kourion; noch weiter Richtung Pafos sind Avimou und Pissourii attraktive Badeplätze.

Bild by Paolo Antypas/flickr

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Kategorie: Orte

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