Paphos – Pafos

14. Februar 2016

Pafos – die Küstenlandschaft

Mit klassischen Sehenswürdigkeiten und Badeplätzen in einer abwechslungsreichen Küstenlandschaft bringt von allen Ferienorten Zyperns die besten natürlichen Voraussetzungen mit. Im Zentrum hat es sich trotz des nur wenige Kilometer entfernt brodelnden Fremdenverkehrs den Charme einer behäbigen, ländlichen Kleinstadt bewahrt.
Mit gut 40.000 Einwohnern ist die kleinste der vier griechisch-zyprischen Bezirkshauptstädte. Wer seinen Zypernurlaub als bunte Mischung aus Baden, Kultur und Nightlife verbringen will, ist hier gut aufgehoben. Allerdings: Die Uferpartie ist weithin felsig und kann sich mit dem Sandstrand von Agia Napa nicht messen. Wer das Zypern der Postkartenidylle mit Lehmhäusern, Mauleseln, einfachen Tavernen und Gastfreundschaft sucht, wird nur als Standquartier für Ausflüge in die Umgebung nutzen oder sich gleich in einem Dorf einquartieren. Zumal sich Pafos mit Riesenschritten zu seinem Nachteil verändert hat: Die letzten noch freien Küstenabschnitte wurden verbaut, Gokart und Luna Park stehen für eher billiges Amusement.

Paphos

© Bild by dolanh – Flickr.com, CC BY 2.0

Die Region ist dünn besiedelt, Industriebetriebe lassen sich an einer Hand abzählen, und die Menschen leben, wenn nicht vom Tourismus, noch weitgehend von der Landwirtschaft. Außer Wein, Oliven und Johannisbrot, wie man sie fast überall auf der Insel findet, werden bei vor allem Bananen gezüchtet, die nach England und in die arabischen Staaten exportiert werden.
Mit einer Fußgängerzone und der Renovierung der alten Lagerhäuser und des Zollhauses wurde der Fischerhafen von Kato Pafos (Unter-Pafos) aufgewertet, auch die Umgebung der archäologischen Stätten wurde nach Plänen deutscher Landschaftsgärtner neu gestaltet und lädt zu Spaziergängen ein. In Ktima, dem eigentlichen Stadtkern auf einer Anhöhe 3 km landeinwärts, hat der Bauboom das alte Marktviertel bisher weniger berührt. Rund um die Markthalle wurden einige Gassen herausgeputzt und für Autos gesperrt, sodass sich hier zwischen Souvenirläden und Straßencafés ein gemütlicher Vormittag verbringen lässt. Vor allem am Samstag, dem Markttag, sprüht dieser Teil der Stadt geradezu vor Leben und Geschäftigkeit.
Mit nicht zu verwechseln ist Palaia Pafos (Alt-Pafos), nämlich die Ruinen des Aphrodite-Heiligtums bei Kouklia. Um die Verwirrung zu steigern, wird Kato Pafos gelegentlich auch Nea Pafos (Neu-Pafos) genannt – damit unterscheiden die Archäologen es von dem älteren Palaia Pafos.

Geschichte von

Pausanias schreibt, die Stadt sei von dem arkadischen König Agapenor bei seiner Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg gegründet worden. In der Tat ist der um gesprochene Dialekt reich an altertümlichen Ausdrücken, wie sie Homer geläufig waren, die aber heute kein Grieche mehr versteht, doch fehlen den Archäologen bisher schlagkräftige Beweise für diese Überlieferung. Sie gehen von einer Gründung im Jahr 312 v. Chr. durch Nikokles aus, dem letzten König von Alt-Pafos. Der zunehmende Pilgerverkehr des Aphrodite-Heiligtums hatte einen größeren und geschützteren Hafen erforderlich gemacht. Die Ptolemäer erkoren Pafos als den ihrer Metropole Alexandria nächsten Landesplatz zur Hauptstadt Zyperns. Diese Vorrangstellung hielt bis in 4. Jahrhundert. Dann wurde die Stadt durch schwere Erdbeben verwüstet und nur teilweise wieder aufgebaut. Immerhin gab es in der byzantinischen Zeit einen Bischof, und unter den Franken und Venezianern residierten hier katholische Oberhirten, darunter der beim Fall Nikosias von den Osmanen ermordete Francesco Contarini oder Jacobo Pesaro, der in Venedig zu Ehren kam und in der Frari-Kirche vor einem Tizian-Altarbild die letzte Ruhe gefunden hat. Unter den Osmanen verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt mehr landeinwärts. Ktima wuchs zu einer Kleinstadt und überflügelte schließlich das Hafenviertel. Aus seinem Dornröschenschlaf erwachte Pafos erst nach 1974. Die touristische Erschließung mit dem Bau des Flughafens brachte neues Leben in das Provinznest.

Sehenswertes in

Hafenkastell: Die gründlich renovierte Burg wurde 1592 von den Osmanen gebaut. Etwas östlich stehen auf der Landzunge noch wenige Mauerreste eines älteren, fränkischen Forts, das die Venezianer gesprengt hatten, weil es ihnen einerseits an Soldaten für eine Besetzung fehlte, sie es aber auch keinem anderen in die Hände fallen lassen wollten.
Fabrika-Hügel: Zeugnisse des frühen Christentums trifft man an der Straße nach Ktima ungefähr dort, wo in der Antike die nördliche Stadtmauer verlief. In einem hellenistischen Grab wird heute die heilige Solomoni verehrt, die 168 aus Palästina nach Zypern floh, nachdem ihre Söhne als Märtyrer gestorben waren. Ein mächtiger Wunschbaum markiert den Eingang zur Katakombe. Wer an der schätzungsweise 300 Jahre alten Terpentinpistazie einen Stofffetzen anknotet und sich dabei etwas wünscht, dem erfüllt die Heilige den Wunsch, sobald das Tuch zerfallen ist. Die örtliche Überlieferung will wissen, dass hier einst eine Synagoge stand.
Einem Emmentaler gleich ist der gesamte Fabrika-Hügel mit Grabkammern und Katakomben durchlöchert: an der Hauptstraße z. B. die Kammern des Agios Lamprianos, am Osthang Agios Agapitikos, die Felskapelle der Verliebten, und Agios Mistikos, die Höhle des Hasses. An der Südwestecke wurde das bereits in der Gründungsphase der Stadt angelegte hellenistische Theater freigelegt. Oben auf dem Hügel findet man einige freigelegte Bodenmosaiken und schöne Aussichtspunkte.
Fabrika, der Name des Hügels, erinnert an die Baumwollspinnereien, die in der osmanischen Zeit in den kühlen und schattigen Kammern untergebracht waren. Auch östlich der Hauptstraße befindet sich mit dem Garrison-Camp ein Komplex kreisrunder Höhlen, über deren Zweckbestimmung sich die Forscher noch nicht einig sind.
Digenis-Felsen: Diesen Brocken auf der Nordostseite von Fabrika soll Digenis geschleudert haben, der „gute Goliath“ und Kämpfer gegen Sarazenen, als der er uns, oft mit unförmigen Steinen um sich werfend, auch an anderen Orten Zyperns begegnet. In ging es einmal nicht gegen das Böse. Im Fabrika-Hügel residierte damals Königin Regina. Das Land wurde von einer entsetzlichen Wassernot geplagt, und so bat die Herrscherin den Riesen, er möge doch das Wasser aus dem Gebirge herbeischaffen. Digenis entsprach dem nur zu gerne, hatte er doch schon immer ein Auge auf die Märchenkönigin geworfen. Die ließ ihn nach getaner Arbeit mit einem Dank, aber ohne Heirat sitzen und verschwand in ihrer goldenen Kutsche durch einen unterirdischen Gang nach Alt-Pafos. Dem enttäuschten Riesen blieb nichts anderes, als in seiner Wut wieder einen Stein zu werfen. In einer Version wehrt sich Regina und wirft ihrerseits, ganz die höfische Dame, ihre Spindel nach dem Riesen, die jetzt in Gestalt einer Granitsäule irgendwo am Strand liegt.

Badehäuser: Wir wenden uns jetzt zurück in Richtung Hafenbucht. Die Fränkischen Bäder waren bis in die Türkenzeit das öffentliche Badehaus der Stadt. In den Wänden erkennt man noch die Rohre für Heißluft und Wasser. Das etwas jüngere Hassan Aga Tekke Hamam findet man nahe der Paulus-Säule. Mächtige Wurzeln eines abgestorbenen Ölbaumes mitten in der Hauswand zeigen, dass dieses Badehaus über Jahrhunderte vergessen und unter einer Erdschicht begraben lag. Mehr über die alten Bäder und die ihre Badekultur vermittelt eine kleine Ausstellung im Loutra, dem restaurierten Badehaus in Ktima.
Agia Kyriaki: Das byzantinische Kirchlein (13. Jh.) ist mitten in die Reste einer frühchristlichen Basilika hineingebaut. Zu sehen sind noch alte Säulen und Kapitell, die auch arabische Schriftzeichen aus der Zeit der Sarazeneneinfälle tragen und 1996 wieder aufgerichtet wurden. Angrenzend die Fundamente einer Kirche aus der Kreuzritterzeit. Die Erinnerung an den Missionsbesuch von Paulus und Barnabas in Pafos bewahrt der abgegriffene Stumpf der Paulus-Säule, an die gebunden der Apostel auf Veranlassung der Juden von Pafos mit 39 Peitschenhieben gepeinigt wurde, wofür er sich mit der Blendung des jüdischen Bürgermeisters revanchierte. Das wiederum beeindruckte den römischen Prokonsul derart, dass er den neuen Glauben annahm. Die Auspeitschung allerdings ist in der Bibel nicht überliefert. Trotzdem haben die Pilger vieler Jahrhunderte aus der Säule ihre Talismane herausgeschlagen.

Baden und Sport in Pafos

Nur bescheidene Bademöglichkeiten gibt es, am Stadtpark von Kato Pafos vorbei, noch etwas weiter im Osten. Zwischen den Hotels Amathus und Alexander the Great wurde mit viel Aufwand ein neuer Strand aufgeschüttet. Am Ende der Uferpromenade schließlich das Strandbad und ein sich ostwärts anschließender Sandstreifen. Der auf manchen Karten am Flughafen ausgewiesene Timi-Strand überzeugt trotz des nahen Eukalyptushaines wenig. Der Einstieg ins Wasser führt teilweise über Felsplatten, die ebenen Felder des Hinterlandes lassen Strand zu offen und ungeschützt wirken. Etwa auf der Höhe von Kouklia beginnt das auch im Sommer nur wenig besuchte Kiesufer, das sich bis Petra tou Romiou hinzieht. Besser sieht es an der Westküste aus, wo man einen stadtnahen Badeplatz mit Strandbar nördlich des Leuchtturms findet. Ein an einem Südende von einer Klippe gegen die Straße geschützter Sand-Kies-Strand zieht sich vom Cynthiana-Hotel bis zur Mündung des Mavrokolympos. Beliebt und voll ist die sandige Coral Bay, auch der Strand der benachbarten Corallina Bay ist entgegen dem Anschein öffentlich. Nächster Badeplatz Richtung Norden ist der von Booten kaum genutzte Hafen von Agios Georgios. Am Wege nach Lara schließlich der sandige Toxefra-Strand, der schon zum Schildkrötenschutzgebiet gehört.
Bild by dolanh – Flickr, CC BY 2.0

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Kategorie: Orte

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