Kourion

18. Dezember 2014

Kourion – Kurion

Neben Pafos ist die spektakulärste archäologische Stätte Griechisch-Zyperns. Den besonderen Reiz des Ruinenfeldes macht seine Lage vor dem Hintergrund der schönen Küstenlandschaft mit dem offenen Meer aus.

Geschichte: Wie die meisten antiken Städte Zyperns war auch wahrscheinlich eine Gründung achäischer Kolonisten. Die Stadt wird erstmalig in einer ägyptischen Inschrift aus dem 11. vorchristlichen Jahrhundert erwähnt. 709 unterwarf sich Kourion den die Insel besetzenden Assyrern. Während der griechischen Rebellion gegen die Perser wechselte Stasanor, der König von Kourion, die Seite und trug damit maßgeblich zum Sieg der Perser über die aufständischen Stadtkönigstümer bei. Glanzzeiten Kourions waren die hellenistische und die römische Epoche. Cesnola, der große Plünderer, will eine ganze Folge staubversiegelter unterirdischer Schatzkammern entdeckt haben, wie es sie sonst nur in Märchen gibt: der erste Raum mit Gegenständen von Bronze, der zweite mit Dingen aus Silber, der dritte voll goldener Pracht. Im 7. Jahrhundert wurde die von Piraten und den Überfällen der Sarazenen geplagte Küstenstadt aufgegeben. Die wenigen verbliebenen Menschen zogen sich ins weiter landeinwärts gelegene zurück, das auch den Bischofssitz erbte.

Villa des Eustolios: Der steinreiche Bauherr lebte an der Schwelle der neuen, christlichen Zeit und errichtete seine 30-Zimmer-Villa mit den verschwenderischen Bodenmosaiken auf den Trümmern eines älteren Hauses, das wohl demselben Erdbeben zum Opfer gefallen war, das auch das angrenzende Theater hatte einstürzen lassen. Vorsichtshalber empfahl Eustolios sein Haus gleichzeitig dem Segen Apollos (der Beschützer von Kourion) wie der Obhut Christi (das „Fundament des Lebens“). Dazu im Korridor ein mit allen Religionen verträglicher Wunsch: „Tritt ein … bring Glück herein“. Der für ein Privathaus sehr große Badekomplex war vielleicht zu bestimmten Zeiten für die Allgemein zugänglich. Neben Vögeln, Fischen und einem Rebhuhn ist hier die Architektur als Bodenmosaik verewigt: Ktisis, das Symbol der Schöpfung – hier in Gestalt einer jungen Frau -, hält einen Maßstab von der Länge eines römischen Fußes in der Hand.

Theater: Weiter im Osten hat man das antike Theater fast zu perfekt erneuert. Vor dem Hintergrund des Mittelmeeres finden im Sommer regelmäßig Theateraufführungen und Konzerte statt. Allerdings muss der moderne Zuschauer auf das große Sonnensegel verzichten, unter dem das Publikum der Antike Schatten fand. Die passten die 3500 Menschen fassende Anlage mehrfach den Launen des Publikumsgeschmacks an. So beseitigten sie die ursprünglich kreisrunde Bühne und nahmen durch Errichten eines Bühnenhauses den unteren Sitzreihen den Blick aufs Meer. Als Tierkämpfe in Mode kamen, mussten die exponierten Plätze der untersten Reihe einem Eisengitter weichen; unter den Rängen legte man, für den Fall der Fälle, Fluchtwege an. Um 300 waren diese Spektakel out und die Zuschauer wollten wieder mehr Kontakt zur Bühne – das Gitter fiel, die abgerissene erste Reihe wurde wieder aufgebaut. Nach einem Erdbeben (365) gab man das Theater auf und schlachtete es als Steinbruch aus.

Basilika: Im oberen Bereich der Ausgrabung thront zur See hin die frühchristliche Bischofskirche Kourions. Aus den Trümmersteinen der Umgebung, die zwei Erdbeben reichlich beschert hatten, entstand die etwa um 400 – also wohl noch in Konkurrenz zu den heidnischen Tempeln, mit denen es die Basilika an Größe und Pracht aber gut aufnehmen konnte.

Die Ungetauften mussten sich im Nathex (Vorraum) und in den äußeren Seitengängen aufhalten, wollten sie etwas von den Mysterien des damals noch jungen christlichen Kultes mitbekommen. Nördlich grenzt die Taufkapelle an. Das Becken in Form eines griechischen Kreuzes wurde später verkleinert, als statt der erwachsenen Neu-Christen immer mehr Kinder einzutauchen waren. Relativ gut erhalten haben sich die Wirtschaftsräume im Erdgeschoss des Bischofspalastes. Auf dem Grund der Zisterne im Vorhof der wurde eine 670 geprägte Goldmünze gefunden. Demnach war auch nach dem Umzug des Bischofs nach noch bewohnt.

Forum: Auf der Landseite grenzte die Basilika an den römischen Marktplatz. Freigelegt ist die römische Stoa (Wandelhalle), einzelne Säulen wurden wieder aufgerichtet. Am Nordwestrand des Areals steht ein römisches Nymphäum (Brunnenhaus), das die Stadt mit Wasser versorgte – eine auffällige, graue kannelierte Säule markiert die Stelle. Vor dem Nymphäum wurden im 8. Jahrhundert, als die Stadt bereits aufgegeben war, drei Kalköfen errichtet, in denen die Steinblöcke und Statuen zu Kalk verbrannt wurden. Auch die Halde für Abraum und Asche aus der Verbrennungsanlage ist noch auszumachen. Auf beiden Seiten des Nymphäums schließen sich die ausgedehnten Thermen an.

Apsis-Haus: Auf dem Weg in den hinteren Teil der Ausgrabung passiert man nach den Thermen den so genannten Apsisbau, der seinen Namen von der halbrunden Apsis hat, welche den Hauptraum nach Nordwesten abschließt. Sorgfältig gearbeitete Mosaiken mit geometrischen Motiven bilden den Fußboden. Hier wurden Münzen und Töpferwaren gefunden. Die ursprüngliche Nutzung des beim Erdbeben 365 zerstörten Hauses ist jedoch noch unklar.

Haus der Gladiatoren: Das nächste Gebäude entlang des Wegs war ein vornehmes Privathaus, dessen Räume sich um einen offenen Peristylhof und einen zweiten, kleineren Hof gruppierten. Auch dieses Haus beeindruckt vor allem mit seinen Bodenmosaiken, allen voran den Gladiatoren im Peristylhof. In zwei Szenen stehen sich die mit Dolchen, Schilden und Helmen bewaffneten Kämpfer gegenüber, in der dritten Szene bricht der (unbewaffnete) Schiedsrichter Darios den Kampf ab, als Lytras zum Todesst0ß gegen einen unterlegenen Widersacher ansetzt.

Villa des Achilles: Den Boden einer Villa ziert ein leider stark beschädigtes Mosaik des Achilles aus dem 4. Jahrhundert. Es zeigt den Helden, der als Mädchen verkleidet am Hof des Königs von Skyros lebt, gerade in dem Moment, als er von Odysseus entdeckt wird. Der wirb ihn, so die Sage, für den Kriegszug nach Troja. Vom anschließenden Haus sind Baderäume, Wasserleitungen und geometrische Mosaike mit Gladiatorenszenen erkennbar. Hier stehen sich Ellinikos und Magareites gegenüber, dort will Dareios mit dem Dolch nicht von seinem imaginären Gegner ablassen, der sich schon lange in Nichts aufgelöst hat.

Stadion: Die antike Rennbahn liegt einen guten Kilometer westlich des Forums neben der Landstraße. Sie bot ca. 6.000 Zuschauern Platz und war mit 186 m um genau 6 m länger als die „Normstadie“ – doch solche Differenzen waren in der Antike belanglos, als es nur auf den Sieg ankam und niemand Rekordlisten führte, zumal es ja keine Geräte für eine sekundengenaue Zeitmessung gab. Nordöstlich des Stadions wurden die Reste einer frühchristlichen freigelegt, der so genannten Basilika extra muros.

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Kategorie: Orte

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