Kolossi

18. Dezember 2014

Kolossi – die Burg auf Zypern

Vom Hochmittelalter bis in die Türkenzeit war die Burg Kolossi das Herz einer florierenden „Agrarfabrik“, die Europa mit kostbarem Zucker und dem schweren Dessertwein Commandaria belieferte.

Auf der Fahrt nach Westen durchquert man zunächst die Obstplantagen von Fasouri, die ab 1974 von den aus Morfou geflohenen griechischen Zyprern angelegt wurden. Schnellwüchsige Koniferen schützen die Zitrushaine vor dem Wind – und Stacheldraht vor Dieben.

Burg: Ihre wehrhafte Gestalt erhielt die kleine Burg von Kolossi im 15. Jahrhundert, als der Johanniter-Orden, ihr damaliger Besitzer, in die innerzyprischen Thronstreitigkeiten verwickelt war und sich gleichzeitig schon gegen einen möglichen türkischen Angriff rüstete. In der Ostmauer ist in einer kreuzförmigen Umrahmung eine Gruppe von Wappen eingemauert: Das viergeteilte Wappen der Lusignan (im Zentrum unter der Krone) verdeutlicht den Anspruch der Dynastie auf das Erbe der Kreuzritter, besteht es doch aus den Emblemen Zyperns, Kleinarmeniens, des Königreiches Jerusalem und schließlich dem Familienwappen. Daneben die Wappen der Johanniter-Großmeister Jean de Lastic und Jacques de Milli sowie des Großkomturs Louis de Magnac, des vermutlichen Bauherren der Burg.

Der von oben mit einer Pechnase gesicherte Zugang führt in die erste Etage mit einer Kapelle und dem Küchenraum. Vorräte in den darunter liegenden Gewölben und Zisternen sicherten bei einer Belagerung die Versorgung der Eingeschlossenen. Die Wohnräume in den Obergeschossen waren mit offenen Kaminen beheizbar, ein bis heute auf Zypern nicht selbstverständlicher Luxus. Von der Dachterrasse bietet sich ein schöner Ausblick bis hinunter aufs Meer. Neben der Burg steht noch die wassergetriebene Mühle, in der das Zuckerrohr ausgepresst wurde. Über ein Aquädukt brachte man die dem Kouris abgezweigte Wasserkraft nach Kolossi. Durch einen Kanal, der sich nach unten verjüngt, rauschte das Wasser 11 m tief. In der Halle mit dem charakteristischen Tonnendach wurde wahrscheinlich der Zuckersaft gekocht und schließlich in konische Tongefäße gegossen, in denen sich die Zuckerkristalle zu einer hutförmigen Masse verbanden – dem Zuckerhut.

Geschichte von Kolossi

Nach der Vertreibung aus Palästina hatten die Johanniter von 1291 – 1308 ihr Hauptquartier in Limassol. Kolossi und das umliegende Land war ihnen schon 1210 vom König geschenkt worden und blieb auch später, als der Orden nach Rhodos umgezogen war, seine wichtigste Niederlassung auf Zypern. Dieser Commandaria (daher der Name des Dessertweines, der hier zuerst hergestellt wurde) gehörten außer dem Gut selbst nicht weniger als 41 über die Insel verstreute Dörfer, und der jährliche Reinertrag betrug 8000 Dukaten. Die Venezianer enteigneten den Orden. Seinen zyprischen Besitz schenkten sie Catherina Cornaro, der letzten Königin Zyperns, um ihr den Thronverzicht zu versüßen. Noch 1882, nach der britischen Besetzung Zyperns, klagte ein Nachkomme Catherinas in London erfolglos auf Rückgabe der Ländereien.

Wichtigstes Produkt der Commandaria war nicht der Wein, sondern Zucker. Auch deshalb waren die Cornaros besonders an Kolossi interessiert, betrieben sie doch im benachbarten Episkopi schon eine Weile eine Zuckermühle und wurden so durch die Übernahme Kolossis von der Konkurrenz befreit. 1494 sollen in den „Zuckerfabriken“ von Kolossi und Episkopi 400 Arbeiter beschäftigt gewesen sein. Mit der Isolation Zyperns vom europäischen Markt und den Billigimporten aus der Neuen Welt ging das Geschäft zurück. Seit dem 17. Jahrhundert pflanzten die Osmanen auf Zypern statt des Zuckerrohres vermehrt Baumwolle.

Panagia Vounarkotissa: Die Höhle mit dem Volksheiligtum liegt am Fuße eines lang gestreckten Hügels. In ihrer Mitte ruht die mit Tüchern verhängte Marienikone auf einem Gestellt, das über und über mit bizarren Votivgaben aus Wachs behängt ist: Hände, Köpfe, Herzen, ganze Kinderfiguren, dazwischen Windeln und Wunschtücher. Auch die Felswände sind, wo immer sich ein Vorsprung bietet, mit Stofffetzen bedeckt. Selbst der Boden der Höhle gilt als heilig. Die Gläubigen kratzen das Erdreich ab, lösen es in mitgebrachtem Wasser und legen es als Heiligmittel gegen Hautkrankheiten und leichte Verbrennungen auf.

Schlagwörter: , , , , ,

Kategorie: Orte

About the Author ()

Comments are closed.