Natur
Zypern und die Natur
Lage – Bodengestalt – Natur
Zypern liegt in der Südostecke des Mittelmeeres und ist nach Sizilien und Sardinien dessen drittgrößte Insel. Als östlichste Insel des Mittelmeeres wird Zypern von Asien, Europa und Afrika gerahmt. Es liegt 100 km westlich von Syrien, 75 km südlich der Türkei, 380 km nördlich von Ägypten und 270 km östlich von Kastelloriso, der Südostecke des griechischen Hoheitsgebietes. Die Insel ist 9.251 qkm groß, 225 km lang (von der Ost- bis zur Westspitze) und an der breitesten Stelle 94 km breit. Sie hat einen Umfang von 853 km. Zypern hat annähernd 700.000 Bewohner und ist in 6 Bezirke gegliedert: Nikosia, Lemesos, Larnaka, Paphos, Ammochostos und Kerinia. Die beiden letzteren sind, abgesehen von einem kleinen Stück des Bezirkes Ammochostos, wie auch ein Teil des Bezirkes Nikosia, seit dem Sommer 1974 von türkischen Truppen besetzt. Nikosia, das 177.000 Einwohner hat, ist die Hauptstadt von Zypern. Weitere wichtige Städte des freien Zyperns sind die gleichnamigen Hauptstädte der Bezirke wie Lemesos mit 140.000, Larnaka mit 43.600 und Paphos mit 32.500 Einwohnern. Die provisorische Hauptstadt des freien Teils von Ammochostos ist Paralimni mit 7.700 Einwohnern. Insgesamt kann man Zypern nicht als gebirgig bezeichnen. Jedoch bedecken Berge eine große Fläche und die Bezirke Lemesos, Paphos und Kerinia sind größtenteils bergig. Es gibt auf Zypern zwei Gebirgszüge, den Pentadaktilos (1023 m) und den Troodos, dessen höchster Gipfel der Olimpor (oder Chionistra) 1951 m hoch ist. Zwischen diesen Bergmassiven liegt die Mesaoria-Ebene, im Ostteil der Insel erstreckt sich die schmale Halbinsel Karpasia.
Die geophysikalische Karte von Zypern zeigt eine große Anzahl von Flüssen. In Wirklichkeit handelt es sich um Bäche, die nur im Winter Wasser führen und im Sommer trocken sind. Die Landschaft auf Zypern hat ihren eigenen Charakter, da durch den Lauf dieser Bäche tiefeingeschnittene, malerische Täler entstanden. Zu den wichtigsten gehören der Pedieos (Pidias), der Esousas, der Diarisos, der Xeros, der Kourris, der Jalias und andere.
Es gibt auf der Insel zahlreiche Quellen. Die beiden berühmtesten liegen im Bezirk Kerinia und heißen beide Kefalovriso. Die eine liegt bei dem Dorf Kithrea und die andere bei Lapithos. Bekannte Mineral- und Heilquellen gibt es beim Kloster Ajios Chrisostomos, bei Voufavedo (Kerinia) und im Dorf Kalopanagotis im Troodos-Gebirge. Es gibt auch andere von geringerer Bedeutung. Die einzigen Seen auf Zypern sind die Lagunen von Larnaka und Lemesos.
Geologie Zypern
Höchstwahrscheinlich war die Landfläche des heutigen Zypern im Eozän mit den Landmassen der benachbarten Kontinente verbunden. Zu einem bestimmten Zeitpunkt jedoch versank diese Landfläche im Meer, wodurch das ursprüngliche Land unter vielen tausend Fuß unter der Meeresoberfläche zu liegen kam. Diese Absenkungen gingen auch im Oligiozän und im größten Teil des Miozäns weiter. An die Absenkung schloss sich eine vulkanische Tätigkeit in entgegengesetzter Richtung an, deren Folge das Erscheinen und die Herausbildung des Troodos-Gebirges war. Das Troodos-Gebirge bildete eine Insel aus Vulkangestein und höchstwahrscheinlich den eigentlichen Kern der neuen Insel. 11 Millionen Jahre später schuf gegen Ende des Miozäns die Vulkantätigkeit einen großen Druck, durch den die Berge von Kerinia und der Pentadaktilos entstanden. Die Mesaoria-Ebene blieb unter dem Wasser und erschien erst sehr viel später im Pleistozän.
Diese wechselvolle geologische Geschichte der Insel ist die Ursache für eine große Vielfalt an Gesteinen. Dicht nebeneinander finden sich auf der Oberfläche der Insel Gestein vulkanischen Ursprungs, Sedimentgesteine und Kalkstein in den verschiedensten Farben und Zusammensetzungen, wodurch die Landschaft von Zypern sehr abwechslungsreich wird.
Das Klima in Zypern
Das Klima Zyperns ist mittelmeerisch und gehört mit einem durchschnittlichen Sonnenschein von 74% und einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 19°C zu den mildesten Europas. Der Sommer ist warm und feucht. Er beginnt gewöhnlich Mitte Mai und endet Mitte Oktober. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit einer Durchschnittstemperatur von 32°C. Der Winter ist mild und dauert von November bis Ende Februar. Die kältesten Monate sind Januar und Februar mit einer Durchschnittstemperatur von 14°C. In den letzten Jahren war die durchschnittliche Niederschlagsmenge 503 mm. Die westlichen Gebiete und die hügeligen und gebirgigen Landstriche haben mehr Niederschläge. Schnell fällt in den Niederungen außerordentlich selten, doch auf den hohen Gipfeln des Troodos-Gebirges schneit es ziemlich oft, vor allem im Januar und Februar. Die Temperaturen schwanken je nach Gebiet. Sie beginnen mit 3°C in den Bergdörfern und übersteigen in den flachen, küstennahen Regionen 30°C.
Landschaftliche Gliederung
Die Landschaft der Insel kann in fünf Zonen gegliedert werden:
Erste Zone: Der Bergzug von Kerinia oder Pentadaktilos, der sich im Nordteil der Insel wie eine Schutzmauer vor der zentralen Ebene erhebt. Geologisch besteht er aus Kalkstein. Er erstreckt sich vom Kap des Apostels Andreas mit mehr als 160 km Länge. Der Westteil wird Kerinia-Berge genannt und der Ostteil Karpasia. Der höchste Gipfel dieses Bergzuges ist Kiparissovouno mit 1023 m Höhe.
Zweite Zone: Das gewunden verlaufende Troodos-Gebirge. Das Troodos-Gebirge, das sich über fast ganz Westzypern erstreckt, besteht aus Gesteinen vulkanischen Ursprungs mit steilen Hängen, engen, tiefeingeschnittenen Tälern und Erzvorkommen (Kupfer, Asbest und Chrom). Der höchste Gipfel ist der Olimpos mit 1951 m. Weitere Gipfel sind die Madari (1612 m), die Papoutsa (1554 m), der Tripilos (1362 m), der Kikkos (1318 m), der Stavropefkos (1234 m) und die niedrigeren Macheras und Stavrovouni. Im Troodos-Gebirge entspringen die wichtigsten Flüsse Zyperns, weshalb es für den Wasserhaushalt der Insel eine sehr große Bedeutung hat. In diesem Bereich liegen auch zahlreiche zyprische Staudämme.
Dritte Zone: Die Hügellandschaft rings um das Troodos-Gebirge und südlich der Berge von Kerinia besteht hauptsächlich aus runden, fast kahlen, weißen Hügeln, die aus einem weichen, weißen, kreideartigen Gestein bestehen. In diesem Gebiet wird vor allem Wein angebaut.
Vierte Zone: Die zentrale Ebene von Zypern, die Mesaoria (oder Mesarka) erstreckt sich zwischen den beiden parallel verlaufenden Bergzügen des Pentadaktilos und Troodos. Sie ist niedrig, langgestreckt mit weichen Hügeln, ein Schwemmland und besonders fruchtbar. Die Länge beträgt von der Bucht von Morfos bis zur Bucht von Ammochostos annähernd 90 km, die Breite schwankt zwischen 16 und 32 km. Die Südostspitze heißt Kokkinochoria, weil der Boden von roter Farbe ist.
Fünfte Zone: Im Norden liegt am Meer ein schmaler Landstreifen, der in einer gezackten Küste ausläuft und als Ebene von Kerinia bezeichnet wird. Die niedrig gelegene Ebene von Larnaka im Süden ist ein Schwemmland. Ihr wichtigstes Merkmal ist die Lagune von Larnaka, die im Winter für viele Zugvögel ein ideales Feuchtbiotop ist, doch im Sommer austrocknet.
Die ebenfalls im Süden gelegene Ebene von Lemesos umfasst die Halbinsel Akrotiri und reicht bis Pissouri und Avdimos im Westen wie auch das Gebiet östlich von Amathounta. Das wichtigste geomorphologische Merkmal ist der See von Akrotiri. In geologisch junger Zeit zwar zwischen den Kaps Zevgari und Gata eine Insel. Durch die ständigen Ablagerungen von Erdreich an den Mündungen der Flüsse Garillis und Kourris östlich und westlich der Insel, wurde die Insel mit dem Festland verbunden und in ihrer Mitte bildete sich eine Lagune. Weitere küstennahe Ebenen sind die Ebenen von Paphos und Chrisochous. Die erstere ist ein schmaler Landstreifen, der sich von Petra tou Romiou bis zu der Ortschaft Ajios Georgios Pegias erstreckt. Die zweite liegt östlich und westlich der Stadt Chrisochous und umfasst einen Teil des schmalen Tales von Chrisochous im Süden der Stadt.
Die Pflanzenwelt in Zypern
Zypern liegt an der Schnittstelle dreier Kontinente und besitzt klimatische Verhältnisse, die das Gedeihen vieler Pflanzen und Tiere begünstigen.
Im Altertum besaß Zypern dichte Wälder, die Ebenen und Berge bedeckten. Heute sind die Wälder auf den Pentadaktilos, das Troodos-Gebirge und die benachbarten Hügelgebiete beschränkt. Die wichtigsten Bäume sind die Schwarzkiefer, die Hartkiefer, die Apollotanne, die Steineiche, die Zeder, die Pappel und die Platane.
Außer der bekannten mittelmeerischen Pflanzenwelt sind auf Zypern auch weitere 127 Pflanzenarten heimisch. Mehr als die Hälfte von ihnen findet man im Troodos-Gebirge. Wegen der besonderen geologischen Verhältnisse und der speziellen ökologischen Situation, die in großen Höhen bestehen, wegen der Niederschläge und der Temperaturen, besitzt das Troodos-Gebirge eine ganz eigene Vegetation. Zahlreiche auf Zypern heimische Arten finden sich nur hier und nirgends sonst auf der Insel.
Auf der Insel gibt es ebenfalls eine große Vielfalt seltener Büsche und Blumen, von denen 20 in das Verzeichnis der streng geschützten Pflanzen Europas aufgenommen wurden. Besonders bemerkenswert sind die wilden Orchideen und die Zyklamen. Im Frühling zeigt sich Zypern mit 300 Arten von Feldblumen, die Ebenen und Berge schmücken, in außergewöhnlicher Schönheit.
Die Tierwelt in Zypern
Die Tierwelt Zyperns ist außerordentlich interessant. Das „Agrino“, eine seltene, auf Zypern heimische Art, dessen männliches Tier den Kopf eines Widders mit großen gebogenen Hörnern hat, doch trägt der Körper das helle Fell einer Ziege. Das weibliche Tier hat keine Hörner. Das Agrino lebt 15-20 Jahre und ist sehr elegant und kräftig. Die Zahl der Tiere hat sich vor allem seit 1974 beträchtlich vermindert. Heute sind sie geschützt und leben im Wald von Paphos, in dem die Jagd vollständig verboten ist.
Auf Zypern begegnet man ebenfalls einer großen Vielfalt von Vögeln, von denen es mehr als 300 verschiedene Arten gibt. Davon sind 46 Arten ständig auf der Insel heimisch, 27 Arten sind Zugvögel und 24 nisten gelegentlich hier oder wurden früher beobachten. Zu den bemerkenswertesten gehört der Königsadler, einer der seltenen Raubvögel Europas, der vom Aussterben bedroht ist. In den verschiedenen Gegenden der Insel begegnet man Hühnervögeln, dem Rotkehlchen, dem Schwarzkehlchen, dem Steinbeißer und dem Spornkiebitz. Reich ist auch die Unterwasserwelt der Insel mit einer großen Vielfalt an Fischen. Einen weiteren Anziehungspunkt bilden die seltenen Arten von Reptilien. Zwei Arten von Meeresschildkröten legen an der Küste von Lara ihre Eier ab: Die grüne Meeresschildkröte und die Caretta-Caretta. Zum Schutz der Meeresschildkröten ist im Bereich von Lara eine biologische Station aufgrund des speziellen Programmes der Direktion für Fischerei tätig. Jedes Jahr kommen in diesem Gebiet auch zahlreiche Freiwillige aus dem Ausland, die zur Erhaltung der seltenen Arten beitragen wollen.