Kultur

Zypern – Kultur & Tradition

Literatur – Kunst – Kulturelle Veranstaltungen – Sitten & Bräuche – Gesang – Tanz & Trachten

Die ganze Atmosphäre von Zypern bezeugt eine verfeinerte Ästhetik und eine entwickelte künstlerische Sensibilität. Seit Beginn seiner Geschichte hat bemerkenswerte Beispiele für Kultur aufzuweisen, die mit den ersten geordneten Siedlungen der neolithischen Zeit beginnt und in den folgenden Epochen seiner Geschichte sich fortsetzt. Durch den Aufschwung des Handels (vor allem Kupfer), des Schiffbaus und der Seefahrt und die Bekanntschaft mit den Nachbarvölkern kam es zur Herausbildung einer eigenständigen zyprischen Kunst. Die Entwicklung dieser Kunst lässt durch die Jahrhunderte zwei grundlegende Merkmale erkennen. Zum einen wurden zahlreiche fremde Anregungen erfolgreich in etwas Neues und typisch Zyprisches verwandelt, zum anderen die maßvolle, nahezu konservative Übernahme neuer Formen, die den besonderen Charakter der zyprischen Kunst in Frage stellten. Deshalb ist Zypern eines der wenigen Gebiete im Mittelmeerraum, in dem ein bestimmter Stil und bestimmte Formen lange Zeit hindurch bewahrt und bevorzugt werden. In der wechselvollen Geschichte Zyperns konnten die vielen Eroberer die geistige und künstlerische Blüte der Insel nicht verhindern. Dichter und Geschichtsschreiber schufen bedeutsame Werke, wodurch Zypern zu einer ersten Renaissance der griechischen Literatur beitrug. Der zyprische Volksdichter besang in der Person von Digenis das Ideal der Vaterlandsliebe und der Tapferkeit. In dieser Persönlichkeit, dem Symbol der Sicherheit gegenüber den Sarazenen, suchte der Zyprer seinen eigenen Wagemut zu finden. Zur zyprischen Tradition gehört auch die reiche Volkskunst. Uralte Kunstfertigkeiten wurden von Generation zu Generation überliefert und bis heute von begabten Künstlern bewahrt. Mit ihrem Fleiß verwandeln die zyprischen Künstler das Material, das ihnen die Natur in Fülle bietet, in herausragende Arbeiten der Volkskunst wie Keramik, Schnitzerei, Metallbearbeitung, Kofbflechterei, Weberei, Stickerei, Ikonenmalerei u.a. Die Zyprer bewahren voll Stolz ihre Sitten und Bräuche, von denen viele ihre Wurzeln im Altertum haben. Man erlebt sie, wenn man die verschiedenen Festlichkeiten auf der Insel besucht. Diese Menschen sind liebenswürdig und gastlich, sie sind ausgelassen und aufgeschlossen, und es gelingt ihnen bei fast allen Anlässen, den Besucher mitzureißen.

Besonders ausgeprägt ist auf Zypern die Religiosität, wovon die vielen Kirchen und Klöster und die vielen religiösen Feiern und Feste Zeugnis ablegen. Wenn die verschiedenen Ausgrabungen und die Funde aus dem antiken deutlich von der Verehrung der antiken Gottheiten sprechen, so lassen das byzantische Zypern und die vorausgehende frühchristliche Zeit auf Zypern eine Insel erkennen, auf der Christus in einem harmonischen Übergang auf die antiken Gtter und die Gottesmutter auf Aphrodite folgten. Die Beispiele der Kunst aus jenen Epochen sind bis heute in sehr gutem Zustand erhalten. Das Kloster Machara, das Kloster Stavrovounio und das Kloster Ajios Neofitos sind nur einige der Klöster, die Zypern so großzügig hervorgebracht hat. Sie liegen zumeist an einer Stelle, die dem Besucher einen Panoramablick verspricht, und sind von einer üppigen gründen Landschaft umgeben. Bemerkenswert sind aber auch die alten Kirchen auf Zypern, die für ihre Wandmalereien berühmt sind. Viele von ihnen haben dem Lauf der Zeit widerstanden und sind in sehr guten Zustand erhalten. In den Bergdörfern Zyperns erlebt man Ortschaften aus Stein, die eine außerordentlich friedliche und stille Atmosphäre besitzen und deshalb als ideale Ferienorte gelten. Die Architektur von Zypern spiegelt ganz allgemein die Geschichte der Insel im Laufe der Zeit, die Geschichte und das hohe ästhetische Empfinden dieses Volkes, das sich stärker als alle Eindringlinge erwies. Wenn man durch die Städte und Dörfer geht, hat man das Gefühl, sich auf einer Zeitreise zu befinden, denn zwischen den Zeichen des modernen Lebens finden sich die Monumente der vergangenen Jahrhunderte. Die UNESCO hat neun Kirchen im Troodos-Gebirge und in einigen anderen Dörfern in ihr Verzeichnis des internationalen Kulturerbes aufgenommen wegen ihrer außerordentlichen Kunst, die in den tragbaren Ikonen und den Wandmalereien, aber auch in der Architektur selbst sichtbar ist.

Literatur

Die zyprische Literatur ist ein organischer Bestandteil der griechischen Literatur. Im Altertum und im Mittelalter spielte die zyprische geistige Produktion eine führende Rolle in der Gesamtheit der griechischen Literatur. In der Antike boten die einheimischen Kulte der Aphrodite und ihre Feste viele Motive, die das griechische Geistesleben beeinflussten. Gleichzeitig entwickelte sich auf die epische Dichtung des Stasinos, dessen „Kyprische Epen“ nicht nur die zeitgenössischen, sondern auch die späteren Dichter beeinflussten.

Im Mittelalter eröffnete die mittelalterliche zyprische Liebesdichtung der griechischen Literatur neue Horizonte. Dichter und Chronisten schufen ein bedeutendes Werk, wodurch es auf zu einer ersten Renaissance der griechischen Literatur kam, die lange vor der Kretischen Renaissance des 17. Jhs. liegt. Die Dichtung ist jene Gattung, die sich auf Zypern mehr als alle anderen entwickelte.

Man besang die Schönheit und die großen Ereignisse des Lebens gelegentlich mit der Naivität und Spontanität des einfachen Sängers, des Dichters aus dem Volk, und dann wieder mit dem Pathos und der philosophischen Vertiefung des gebildeten, schöpferischen Dichters. Die zyprische Volksdichtung des Mittelalters wird vor allem durch die akritischen Lieder repräsentiert. Der zyprische Volksdichter besingt die Ideale des Vaterlandes und der Tapferkeit als zahlreiche Helden aus Kleinasien nach kamen und den Geist des Widerstandes, des Heldentums und des Opfermutes mitbrachten. Die zyprischen akritischen Lieder gelten als die schönsten ihrer Art in Griechenland.

Digenis ist das ideale Vorbild, Symbol der Sicherheit für angesichts der Überfälle der Sarazenen. Erotischen Inhalt hat die berühmte mittelalterliche Ballade von Arodafnousa, die von der Liebe des Lusignanischen Königs Pierre I. mit der Zyprerin Arodafnousa und ihrer tragischen Ermordung durch die eifersüchtige Königin berichtet. Seit dem 14. Jahrhundert begann die fränkische Verwaltung sich langsam zu hellenisieren. Die Lebenskraft der griechischen Bevölkerung war so groß, dass sie allmählich die fremden Eroberer überwältigte. Griechische Gelehrte wie Leontios Machäras und Georgios Voustronios übten am Königshof der Insel einen besonders großen Einfluss aus.

Leontios Machäras war ein herausragender Chronist und sein Werk „Erklärung des schönen Landes Zypern“ ist ein klassischer Text der griechischen Literatur. Die Erlasse der fränkischen Könige von Jerusalem wurden in das Griechische übersetzt und parallel zur Volksdichtung entwickelte sich auf der Insel eine Kunstliteratur. Die geistige Renaissance in der Zeit der Frankokratie (12. – 15. Jh.) wurde durch eine bemerkenswerte religiöse Literatur ergänzt. Der HI. Neofitos Engklistos (12. Jh.) verfasste kirchliche Hymnen, Grigorios II. Kyprios, der Patriach von Konstantinopel (13. Jh.) ist der Autor von Lobeshymnen. Ilarion Kigalas, einer der produktivsten Kirchenschriftsteller, der um 1660 auf Bischof war, verfasste das Gedicht „Die Klage Zyperns“, eine Dichtung im zyprischen Dialekt mit vielen hochsprachlichen Elementen.

Seit dem 19. Jh. ist die zyprische Literatur besonders bemerkenswert. Dichter wie Vasilis Michalidis, der in zyprischem Dialekt dichtete, verfasste Gedichte in einem treuherzigen Patriotismus. Im zyprischen Dialekt schrieben auch Dimitris Lipertis, Pavlos Lisiadis, Antonis Klokkaris und andere. Aus der Fülle der Namen, die die neue zyprische Literatur vertreten, sind die wichtigsten: N. Nikolaidis, GI. Alithersis, T. Anthias, P. Valdesaridis, Ant. Itianos, N. Kranidiotis, G. Lefkis, M. Rousia, X. Lisiotis, G. Filippou, K. Montis, L. Akritas, L. Pavlidis, Antis Pernaris, M. Frangoudis, Ämilios Chourmousios und andere.

Die meisten veröffentlichten in den literarischen Zeitschriften “Avgi”, “Kipriaka Grammata” und “Paphos”, der volkskundlichen Zeitschrift “Kipriaka Chronika” oder der Veröffentlichung der Gesellschaft für zyprische Studien und des “Griechischen Kulturvereins Zypern” und “Zyprische Chronik”. Der Kampf Zyperns um die Befreiiung und die jüngsten Ereignisse der türkischen Invasion von 1974 gaben der Literatur neue Impulse und schufen die Voraussetzungen für eine noch größere Blüte.

Künste in

Die bildende Kunst fehlt auf nicht. Seit Anfang dieses Jahrhunderts stellen zyprische Künstler Szenen aus dem ländlichen Leben der Insel dar, aber auch Landschaften, die mit einer besonderen Sensibilität den ständigen Wandel des Lichtes und der Stimmung in dieser Landschaft wiedergeben. Eine bedeutende Sammlung von Arbeiten aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bis heute besitzt die Staatliche Sammlung Moderner Kunst, die sich in einem klassizistischen Gebäude in Nicosia befindet. Aber auch die modernen Richtungen der Malerei und Bildhauerei sind im Werk zahlreicher einheimischer Künstler zu erkennen, die ihre Arbeiten in kleineren oder größeren Kunstgalerien ausstellen, von denen die meisten in Nicosia, aber auch in den anderen Städten Zyperns zu finden sind. Zu den bedeutenden Malern von Zypern gehören Diamantis, Chr. Savvas, Koullis, Mich. Kasialos, Kanthou, G. Skotinos, P. Georgiou, Chambis, I. Kissonegris, V. Katios, Frangoulidis, Fotiadis, Frau Rossidou-Johns u.a.

Seit ältester Zeit, als das zyprische Volk die Insel besiedelte, besitzt es ein angeborenes Gefühl für Kunst. Es ist ein uraltes Erbe der griechischen Herkunft, deren Tradition von Generation zu Generation ununterbrochen weitergegeben wird.

Die Kunst der Töpferei ist auf weit verbreitet. Sie reicht von einfachen runden Behältern bis zu neuartigen Schmucktellern, Blumenvasen und Essgeschirr. Ebenfalls hoch entwickelt ist auf Zypern die Holzschnitzerei, die bis in die byzantinische Zeit zurückreicht. Die kostbaren, sorgfältig gearbeiteten Ikonostasen der Kirchen und Klöster, die alten Möbel, Schränke, Truhen mit dem doppelköpfigen Adler und Perimustern, die schweren Sessel für die Hochzeit, Regale, die mit Blumen verziert sind und andere Meisterwerke der Schnitzkunst werden von den zyprischen Handwerkern hergestellt, die einst in Nicosia, aber auch in den heute besetzten Gebieten in ihrer Kunst unvergleichlich waren. Das gleiche gilt für die Bearbeitung der Metalle Bronze, Silber und Gold.

Die weiblichen Handarbeiten nehmen in der Volkskunst einen besonderen Platz ein. Seit ältester Zeit sind die Frauen der Insel mit Spinnen und Weben beschäftigt. Sie bearbeiteten die Wolle und webten auf alten, hölzernen Webstühlen. Sie verarbeiteten Seide und stellten Tücher aus Leinwand, wollene Tücher und bunte, gestreifte Bettüberzüge, Vorhänge und Tischtücher her. Besonders berühmt waren für diese Arbeiten die Frauen von Lefkonikos bei Karpasia (heute besetztes Gebiet).

Die bekanntesten weiblichen Handarbeiten waren aber die Spitzen und die Stickereien, die berühmten Lefkaritika, die man vorwiegend in Lefkara (einem Dorf im Bezirk Larnaka) herstellte. Früher wurden die Lefkaritika aus einheimischem Leinen hergestellt, doch verwendet man heute feineres, importiertes Leinen. Man schmückte Betttürchen, Kopfkissenbezüge, Tischtücher, Handtücher, Deckchen, Vorhänge u.a. Die Kunst beruhte auf dem Weben des Stoffes, weshalb die Muster auch einen streng geometrischen Charakter besitzen und aus kräftigen Linien gebildet werden. Die lefakaritischen Stickereien hatten sich aus einer älteren Art der zyprischen Stickerei entwickelt, den Asproploumia, die sehr stark alten Stickereien der Länder des östlichen Mittelmeeres glichen.

Der venezianische Einfluss auf Zypern spielte in der späteren Entwicklung eine bedeutende Rolle. Sie ist ein Ausdruck des Ortes, der die Jahrhunderte überlebte und in der Art der Technik, den Materialien, den Motiven und den Bezeichnungen lassen sich Spuren finden, welche die Vergangenheit hinterließ und die Identität Zyperns prägte.

Bewundernswerte Handarbeiten sind auch die Fithkiotika-Webereien, welche die bekannteste Art zyprischer Weberei sind. Benannt sind sie nach dem Dorf Phiti bei Paphos, wo sie vorwiegend hergestellt wurden.

Diese Webereien zeichnen sich durch bunten geometrischen reliefartigen Schmuck aus, der auf die natürliche Farbe des Baumwollgewebes aufgesetzt wird. Die Muster in leuchtenden, einfachen Farben wie Blau, Rot, Grün, Orange und Geld entstehen beim Weben, wofür farbige Fäden verwendet werden, die von der Weberin in die Fäden des Gewebes eingearbeitet werden.

Das wichtigste Schmuckmotiv ist der Rhombus und seine verschiedenen Abwandlungen, die reihenförmig an den Längsseiten des Gewebes angebracht werden. Die Bezeichnungen dieser Schmuckmotive stammen aus dem Alltag und haben merkwürdig poetische Namen wie „Schwarzes Auge“ oder „Schuh des Lehrers“. Die am weitesten verbreiteten Webereien mit „Fithkiotikes“-Dekoration waren Tücher von länglicher Form, Bettdecken und Tischtücher.

Von den weiblichen Handarbeiten sind auch die „Tsesti“ zu erwähnen, die flache Körbe sind, die großen Schüsseln gleichen. Sie sind mit bunten, fröhlichen, stilisierten Mustern in unvorstellbarer Vielfalt geschmückt und man benutzte sie zur Aufbewahrung getrockneter Früchte oder in den Wohnungen als Wandschmuck.

Kulturelle Veranstaltungen in Zypern

Auf Zypern werden das ganze Jahr hindurch verschiedene kulturelle Veranstaltungen organisiert, an denen einheimische und ausländische Künstler teilnehmen. Zahlreich sind auch die Kirchenfeste und religiösen Feiern. Ganz allgemein versäumt man auf Zypern keine Gelegenheit zu geselligem Leben, zu Lebensfreude und Unterhaltung.

Zu den ersteren gehört das Weinfest, das jeden September in der Stadt Lemesos abgehalten wird und im Stadtpark stattfindet. Es gibt eine große Zahl verschiedenster Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge, zyprische und griechische traditionelle Tänze und Jahrmärkte. Der Wein ist frei und Tausende Einheimische und Ausländer besuchen das Fest, um sich zu vergnügen und den Bacchus von Lemesos kennenzulernen.

In Lemesos und Paphos gibt es Karnevalsveranstaltungen mit Umzügen von Musikkapellen, Tänzen von Maskierten und Wettbewerben um das schönste Kostüm. Am letzten Sonntag des Karnevals findet ein Festzug statt.

Im Mai feiert jede Stadt ihr eigenes Blumenfest, die „Anthisteria“, mit Umzügen und Prämierung der schönsten Blumenkomposition. Berühmt war vor der türkischen Invasion 1974 auch das Orangenfest in Ammochostos und in Morfou.

Sitten und Bräuche

Die Zyprer sind mit ihrer Vergangenheit verbunden und bewahren ihre alten Bräuche.

Das Fest Fota (Dreikönigstag) wird auf ganz Zypern wie auch in Griechenland mit großer Pflicht gefeiert. Nach dem Ende des Gottesdienstes bekommen alle Besucher Weihwasser in einem Gefäß, das sie zu diesem Zweck mitgebracht haben. Sie erhalten auch das „heilige Licht“, nach dem dieser Feiertag benannt ist. Auf diese Weise wird das göttliche Licht an alle Häuser weitergegeben. In jedem Zimmer muss es eine brennende Kerze geben, dessen ruhige Flamme alle „Versuchungen“ aufzehrt. Mit dem Weihwasser besprengt man anschließend alle Gärten und Weinfelder. Nach der Rückkehr in das Haus bereitet die Hausfrau die traditionellen Loukoumades vor. Eine Sitte ist es, das erste Loukouma aus der Pfanne auf das Dach des Hauses zu werfen, um die bösen Geister zu vertreiben.

Wie auch in anderen Gebieten Griechenlands feiert man auch auf Zypern und die Auferstehung Christi mit ganz besonderer Andacht und besonderem Glanz. Am Karfreitag findet die Grabesprozession statt. Bevor die Prozession die Kirche verlässt, verehrt jeder Gläubige einzeln das Grab Christi und geht unter ihm hindurch. Der Priester reicht ihnen eine Blume vom Grab. Die Ikonostase und alle anderen Ikonen in der Kirche sind mit schwarzen oder violetten Tüchern verhängt. Am Morgen des Karsamstags werden bei der ersten Auferstehungsfeier die Tücher abgenommen, damit die Ikonen wieder zu sehen sind. Die Kirche wird nun mit Girlanden geschmückt. Am Karsamstag backen die Hausfrauen die berühmten „Flaounes“, ein Ostergericht, das in keinem zyprischen Haus fehlen darf. Es ist eine Art Hefeteig, der mit einer Mischung aus Ei, Käse und Rosinen gefüllt wird. Am Abend des Karsamstag entzündet man im Hof der Kirche ein Feuer und verbrennt Judas in Gestalt einer Puppe. Um Mitternacht erwarten alle die frohe Botschaft „Christus ist auferstanden“. Jeder trägt eine Kerze in der Hand, die am heiligen Licht des Priesters entzündet wird. Zuhause servieren die Hausfrauen eine Hühnersuppe mit Ei und Zitrone. Am Ostersonntag geht mittags das Fest mit Essen und Trinken weiter und man isst den traditionellen Spießbraten.

Das Pfingstfest hat manches von den uralten Zeremonien der Aphrodisien übernommen, den Feiern zu Ehren der aus den Wellen entstiegenen Göttin Aphrodite. Es ist ein Fest des Wassers. An den beiden Pfingstfeiertagen gibt es auf den Straßen an der Küste Jahrmärkte und verschiedene andere Veranstaltungen wie Dichterwettbewerbe, Ruderwettkämpfe, Ausstellungen usw. Früher wurde in der Stadt Larnaka dieses Fest mit ganz besonderer Pracht gefeiert. Händler und Verkäufer kamen aus ganz Zypern, und sogar aus Syrien brachte man Waren und füllte die Mole mit provisorischen Läden. Es gab zahlreiche Spiele und andere Vergnügungen, die das lebhafte Interesse von Jung und Alt erweckten.

In den Bergdörfern und den Ortschaften mit Weinbau wurde zum Abschluss des Kelterns das bekannte Palousé (ein Traubenmus) hergestellt. Es wurde in einem großen Kessel gekocht, der „Chartzin“ heißt. Um „Soutziouko“ zuzubereiten, werden die Mandelkerne oder Wallnüsse zuerst in Wasser gelegt. Wenn sie weich sind, fädelt man sie der Reihe nach an einer feinen, aber festen Schnur auf. Danach wird die Kette an den beiden Enden einer Art Kleiderbügel aufgehängt, der nichts anderes ist als ein gegabelter Zweig, an dessen Spitze es einen kleinen, gebogenen Zweig gibt, an dem er aufgehängt werden kann. Danach taucht man die Kette in das fertige Traubenmus und hängt sie zum Trocknen auf. Sie muss sechs- bis achtmal eingetaucht werden, bis das Soutziouko seine endgültige Gestalt bekommt. Die Herstellung des Traubenmuses ist eine willkommene Gelegenheit für Geselligkeit.

Die Sitte des Räucherns ist ein Brauch, der aus dem Altertum stammt. Er wird von den Frauen für alle Situationen vollzogen. Der Einfluss des „bösen Auges“ wird durch das Räuchern beseitigt, indem man Blätter vom Ölbaum auf Kohlen verbrennt. Ein kleines Räuchergefäß gehört zur Ausstattung jedes Hauses. Die Räuchergefäße können aus Silber, Bronze oder Ton sein. Die Frau oder Tochter des Hauses räuchert das Haus jeden Sonntagabend. Wer im Haus ist, fächelt sich den Rauch zu und schlägt das Kreuz. Man räuchert ebenfalls, bevor man zu einer Reise aufbricht und bei der Rückkehr aller Mitreisenden, wie auch die Gäste, wenn sie ankommen oder abreisen.

Hochzeit auf Zypern

Die Hochzeit hat auf Zypern ihre eigene Geschichte. Um einen Partner zu finden, war die Heiratsvermittlung üblich. Der Vorschlag ging von der Familie des Bräutigams aus und ein Vorschlag von Seiten der Familie der Braut galt als sehr demütigend. Die Zeit der Heiratsvermittlungen war hauptsächlich der Karneval und die erste Woche der Fastenzeit. Es war natürlich sehr enttäuscht, wenn diese Tage verstrichen, ohne dass es zu einem Angebot kam.

Die Hochzeit fand immer an einem Sonntag statt. Die Festlichkeiten begannen jedoch schon am Donnerstag mit der Füllung des Bettes. Beim Füllen der Matratze halfen alle Freundinnen der Braut mit. Die Wolle, mit der die Matratze gefüllt wurde, musste zuerst zum Brunnen gebracht und gewaschen werden. Wenn sie getrocknet war, brachte man sie nach Hause, wo sich dann alle unter Liedern und Späßen am Nähen beteiligten. Wenn man mit dem Nähen fertig war, legte man vier Kreuze an die Ecken des Bettes und sang. War alles fertig, dann wurde die Matratze in das Haus der Braut gebracht. In Kisten brachte man auch die ganze Mitgift der Braut und stellte sie an einer Stelle so auf, dass jeder sie sehen konnte. Sieben Freundinnen der Braut füllten am Samstag ihre Körbe mit Weizen, wuschen ihn und trugen ihn in das Haus der Braut. Dort bereiteten sie das Hochzeitsessen „Resi“ (Gekochter Weizen mit Hammelfleisch) vor. Am Sonntag begann man um 12 Uhr mit dem Schmücken der Braut. Ihre Freundinnen brachten die Kleider in Kisten herbei, während draußen die Geiger den Tanz der Kleider spielten. Wenn der Tanz der Kleider vorbei war, begann man mit der Ankleidung der Braut.

Wenn das Ankleiden beendet war, wurde die Mutter der Braut herbeigerufen. Der Augenblick, in dem die Tochter das Haus verließ, war sehr bewegend. Dann nahm der Vater die Braut an der Hand und führte sie unter den Klängen alter Lieder in die Kirche. Nach der Trauer begleiteten alle das Paar nach Hause. Die Mutter des Bräutigams wartete im Haus, die beräucherte die Neuvermählten und gab dem Bräutigam einen Granatapfel als Symbol des Wohlergehens, der Geschicklichkeit und Kraft, den er zerschlug. Dann folgte das Fest. Wenn Braut und Bräutigam tanzten, riefel alle ihnen Glückwünsche zu. Beim Tanz des Brautpaares heftete jeder einen Geldschein an die Kleider der Jungvermählten. Am Abend des Hochzeitstages gab es gewöhnlich einen Gesangswettstreit und mit begeistertem Beifall wurde derjenige überschüttet, der den besten Zweizeiler über die Hochzeit oder das Paar improvisierte und sang. Die Männer tanzten gewöhnlich getrennt von den Frauen. Der beliebteste Tanz der Antikristos, den paarweise jeweils ein Paar tanzte. Der typische Tanz der Frauen bestand in den meisten Fällen aus Bewegungen der ausgebreiteten Arme, die von einer gleichzeitigen langsamen und wiederholten Bewegung des ganzen Körpers begleitet wurde. Die Bewegungen waren langsam und kaum wahrzunehmen, die Füße wurden kaum vom Boden gehoben. Die Gesichter der tanzenden Mädchen blieben absichtlich sehr ernst und der Kopf war leicht zum Boden gesenkt. Die Männer tanzten den Antikristo viel lebhafter. Der Einzeltanz der Männer wurde möglichst lebhaft getanzt. Drei oder vier Männer fassten sich an den Schulten, tanzten den Syrtos und führten den Tänzer zum Tanzplatz. Dann zogen sie sich zurück und ließen den Tänzer alleine seine Figuren tanzen. Besonders geschickte Tänzer konnten sich wie Akrobaten bewegen, warfen das Messer in die Luft und fingen es wieder aus. Manchmal tanzen auch Männer und Frauen den Syrtos gemeinsam in einem lebhafteren Rhythmus. Heute sind nur noch manche der alten Gewohnheiten lebendig geblieben.

Gesang – Tanz

Gesang und Tanz sind mit dem Leben der Zyprer unmittelbar verbunden. Die zyprischen Volkslieder lassen sich in Akritische Lieder, die zweizeiligen Lianotragouda und die Epen unterscheiden.

Der Zyklus der akritischen Lieder handelt von dem legendären Digenis Akritas. Er berichtet von seinem Leben, seinen Abenteuern, seinem Tod und unendlich vielen Heldentagen. Die zyprischen Verse sind reine Volksdichtung der Insel und spiegeln die Volkseele in ihrem ganzen Reichtum. Wie die kretischen Mantinades und die Zweizeiler der Inseln der Dodekanes besitzen sie große Ausdruckskraft, weshalb sich in den fünfzehnsilbigen Versen manchmal völlig neugeschöpfte Wörter finden. Bei Hochzeiten, bei Festen, in Glück und Schmerz beleben die zyprischen Volksdichter die Atmosphäre mit ihren scharfsinnigen Zweizweilern. Zu diesen Zweizeilern wird auch die Musik komponiert. Die Violine und die Laute waren die wichtigsten Instrumente. Daneben gab es auch ene Art Handtrommel, die auf der einen Seite mit Fell bespannt war und mit zwei kleinen Schlegeln rhythmisch geschlagen wurde. Schließlich sind die zyprischen Epen zu erwähnen, von denen Arodafnousa („Oleander“) das bekannteste ist. Die zyprischen Volkstänze spiegeln sehr stark – wie nirgends sonst – die unterschiedliche Rolle der Geschlechter. Bei den reinen Männertänzen tanzt der Zyprer mit Schwung und Kraft, als ob er fliegen wollte. Die Stiefel dröhnen, die weite Hose flattert und der von der Weste eingeschnürte Oberkörper wird aufrecht gehalten. Der reine Frauentanz dagegen verkörpert weibliche Zurückhaltung und Unterordnung. Paarweise schreiten die Mädchen mit kleinen Schritten, manchmal halten sie sich an der Hand oder mit dem Taschentuch. Mit ihrem Tanz „erzählen“ die ruhigen Bewegungen alles, was sich in der Welt der Frauen ereignet, das Sticken, der Haushalt, die Sorge für den Mann und die Unterordnung. Außergewöhnlich ist aber der Tanz der Sichel und der fantastische Tanz mit zwölf Gläsern auf dem Kopf.

Trachten

Die Trachten der Männer und Frauen Zypern zeichnen sich durch ihren streng griechischen Charakter aus, der in der Form und im Schmuck zu erkennen ist. Die Männertracht ist Hemd und Hose. Zu ihr gehören ein Hemd, die Unterhose und die weite Hose, die Alltagstracht dagegen ersetzt die Unterhose durch das „Simbouni“ oder „Patsali“. Diese Grundausstattung wird ergänzt durch eine Weste, einen wollenen Gürtel, hohe Stiefel und eine rote Mütze, unter der ein Kopftuch getragen wurde. Schließlich wurde ein großes Halstuch um den Hals geschlungen. Die Frauentracht hat zwei Formen. Es gibt die Bressiasti und die Sajia. Die Sajia besteht aus einer Bluse mit langen und weiten Ärmeln, die mit einer feinen Dekoration aus bunten Perlen, den Petroudes, geschmückt ist. Ein rotes Seidentuch, das Sonin, wurde über der Sajia um die Hüften geschlungen. Zwei weitere Tücher schmückten den Kopf. Dazu trug man weiße Strümpfe, die Tsourapia, und zu Hause leichte Schuhe, die „Jemenia“, auf der Straße die „Kottoures“. Die Festtagstrachten von Männern und Frauen unterschieden sich durch die Qualität der Stoffe und waren reicher geschmückt.

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