Alt-Pafos

9. November 2014

Alt-Pafos – Palaia Paphos

Von dem in der Antike berühmten Aphrodite-Heiligtum Palaia (Alt-Pafos), das Reisende aus dem gesamten östlichen Mittelmeerraum anzog, sind nur noch wenige Grundmauern erhalten. Es bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen, sich ein Bild vom antiken Treiben in Zyperns wichtigstem Heiligtum zu machen.

Alt-Pafos

Bild by David Friar /flickr.com – (CC BY-SA 2.0)

Anders als die üblichen griechisch-römischen Tempel war das Aphrodite-Heiligtum von nicht überdacht, sondern ein offener Hof, ähnlich den mesopotamischen Tempeln oder jenen des ägyptischen Sonnengottes Re. Schon lange vor dem Beginn systematischer Ausgrabungen versuchte sich der Barockarchitekt Johann Balthasar Fischer von Erlach an einer Rekonstruktion des Tempels, die sich auf Abbilden auf römischen Münzen stützte. Der älteste Teil des Heiligtums reicht bis in die Bronzezeit zurück. Hellenistische Gebäude, die es sicher gab, wurden in der römischen Zeit komplett niedergerissen und ihre Steine zu einem neuen Heiligtum verarbeitet. Von all dem sind heute nur noch enttäuschend wenige Fundamente zu sehen. Im Mittelpunkt des Kultes stand ein ominöser schwarzer Stein, der auch auf den Münzen von Pafos abgebildet ist und im Museum begutachtet werden kann – jedenfalls ein Stein, der jener Stein gewesen sein könnte.

Geschichte: Der Überlieferung nach geht das Heiligtum auf König Agapenor von Tegea zurück, den es bei der Heimfahrt von Troja nach Zypern verschlug. Tatsächlich hat man jedoch bis ins 17. Jahrhundert v. Chr. zurückreichende Siedlungsspuren gefunden, in der näheren Umgebung sind sie noch 1500 Jahre älter. 673 v. Chr. wurde Palaia in den assyrischen Tributlisten geführt und 498 v. Chr. bedrohte ein persisches Heer die Stadt. Der von der Belagerungsrampe verliebene Hügel und die Eingänge zu den Tunneln stehen am Ortsrand von Koulia (Richtung Pano Archimandrita). Mit der Gründung von Nea Pafos wurde die alte Stadt zu einem reinen Tempelbezirk, in dem Aphrodite bis zur Christianisierung verehrt wurde.

Sehenswertes in Alt-

Aphrodite-Heiligtum: Zum bronzezeitlichen Teil gehören die wuchtigen Kalkquader im Süden der Anlage, die mit Sand und bronzenen Sägeblättern zugeschnitten wurden und die Kultstätte abgrenzten. Nach einem Erdbeben zu Beginn unserer Zeitrechnung wurde etwas nördlich davon das von den Archäologen so genannte Heiligtum II gebaut. Man sieht den Grundriss einer Stoa, die auf drei Seiten einen Hof umschloss, in dem noch Mosaikreste erhalten sind. Wiederum nördlich schloss sich eine Halle an.

La Kovokle: Das Gebäude des früheren Landguts und das in ihm eingerichtete sind die eigentliche Attraktion von Palaia Pafos. Die kleine Festung geht bis auf die fränkische Zeit zurück; so die Halle unter den Ausstellungsräumen, die wie eine Vorstudie für den unteren Krankensaal im Johanniter-Spital auf Malta erscheint. Der Tortrakt hingegen wird den Osmanen zugeschrieben. Von wurden die umfangreichen Zuckerrohrplantagen der Umgebung verwaltet. Auf der anderen Seite der Hauptstraße, beim ersten Hinweisschild auf die Abzweigung nach Kouklia, sind die Zuckermühle und –raffinerie freigelegt.

Museum: Zwei Räume und nur wenige Objekte, dafür die Vitrinen schön chronologisch aufgestellt und jede Epoche mit einem kurzen Text erläutert. Ins Auge fiel eine Sammlung von Rollsiegeln und, schon aufgrund ihrer Größe, eine 2000 Jahre alte Badewanne – ohne Abfluss und viel zu schwer zum Ausgießen.

Fotos stellen die erste Grabung (1888) der Kampagne von 1973 gegenüber. „Damals“ mühten sich Horden von Arbeitern; die Türken weiß, die Griechen schwarz gekleidet, und in der Mitte der Aufseher, als einziger untätig und mit Schuhen an den Füßen. Ganz anders die moderne Archäologie: Wenige Menschen, offensichtlich Studenten oder Wissenschaftler, sind mit Messlatte und Zeichenbrett an einem Sondiergraben zugange.

Eine Vitrine rekonstruiert die Belagerung der Stadt durch die Perser (498 v. Chr.). Die Angreifer schütteten eine große Rampe auf und versuchten, die Stadt von oben mit Steinen zu bombadieren und, letztlich erfolgreich, die Mauer mittels einer Belagerungsmaschine zu zerschmettern, während die Verteidiger mit Tunnels, Minen und Feuer die Rampe zu zerstören versuchten.

Auch eine der seltenen Inschriften in zyprischer Silbenschrift wird gezeigt, wie sie vom 7. Bis 3. Jahrtausend auf der Insel in Gebrauch war. Später setzte sich die griechische Schrift durch, die jeden Laut (und nicht die Silben) mit einem eigenen Symbol bezeichnete.

Römische Villa: Etwas außerhalb (man folge dem Pfad rechts vom Museumseingang) befand sich bis 1980 das Mosaik Ledas mit dem Schwan. Nach einem spektakulären Raub tauchte das Kunstwerk glücklicherweise wieder auf und ist jetzt im Nationalmuseum zu bewundern – die Replik vor Ort ist schon verblasst.

Belagerungsrampe: Die Reste der erwähnten Rampe, von der die Perser Alt- belagerten und stürmten, stehen auf dem Marcello-Hügel etwa 500 m vom Ortsrand Kouklia in Richtung Pano Archimandrita. Zu sehen sind auch die Stadtmauer und die Eingänge zu Tunnels der Verteidiger.

Katholiki-Kirche: Die auch als Chrisopolitissa oder Afroditissa bekannte gleich neben dem Tempel ist mit Schnüren behängt, die symbolisch das Heilige vom Profanen trennen und den bösen Geist abhalten. Wie nichts anders zu erwarten, sind in der Kirche Steine des Aphrodite-Tempels verbaut. Bemerkenswert sind ein Wasserspeier in Gestalt eines Wildschweins sowie ein Fresko, in dem Euphrat und Tigris den Garten Eden bewässern.

Bild by David Friar /flickr.com – (CC BY-SA 2.0)

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